Samstag, 23. Oktober 2010

Davon, wie man seinen Teller leer isst

Dieses Fressgelage macht mich noch verrückt.
Ich hab doch erst vor zwei Stunden gegessen, da
rufen die mich doch glatt wieder. Und dann der Schock.
Nudeln! Man, das ist nicht drin. Das ist verdammt nochmal
nicht drin. Ich nehme mir zuletzt auf, damit ich sehen kann
wieviel die anderen so genommen haben, so wie immer.
Und dann bin ich an der Reihe. Ich nehme mir so wenig wie
möglich, aber doch so viel, dass meine Mutter nicht gleich wieder
ausflippt. Ich schneide jede Tortellini in sechs kleine Stückchen.
Ich esse sie ganz langsam. Verdammt, hätte ich doch nur vorher
gewusst, dass es heute Nudeln gibt. Mein Teller sieht noch genau
so voll aus wie vorher, als meine Eltern sich ihre zweite Portion
auf den Teller klatschen. Ok, hör jetzt auf darüber nachzudenken.
Du musst jetzt sowieso aufessen was auf deinem Teller liegt, wenn
du kein riesen Drama willst. Und dann schließe ich die Augen und
esse es einfach. Ganz schnell, und ohne darüber nachzudenken.
Mein Vater ist schon fertig, als meine Mutter sich noch einen
dritten Haufen auf ihren Teller schaufelt. 'Willst du noch?',
'Hast du noch hunger?', warum sollte ich mein Besteck auf
meinen leergeputzten Teller legen, wenn ich nicht fertig
wäre? Ich bleibe noch sitzen und senke meinen Kopf, während
ich darauf warte, dass meine Mutter fertig ist und mein Vater
aufhört mich so anzustarren. Und als ich gehe brodelt schon
die nächste Mahlzeit im Backofen. Zum Glück ist das mit
Milch. Ich werde es nicht essen. Ich bleibe nicht mehr fett. Nein.

Dieses Fressgelage macht mich noch verrückt. Es macht mich verrückt.

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